Seit Jahrhunderten wird die positive Wirkung verschiedener Heilpflanzen bei Zyklusstörungen, Kinderwunsch und prämenstruellen Beschwerden beschrieben. Die Wirksamkeit einiger Heilkräuter ist wissenschaftlich belegt, denn die Pflanzen enthalten Vitalstoffe, die das natürliche Gleichgewicht des Körpers wiederherstellen. Doch bei vielen Pflanzen gibt es bisher keine gesicherten Studien, die die positiven Effekte belegen. Dies bedeutet aber nicht, dass die Pflanzen auf jeden Fall unwirksam sind. So sind Heilpraktiker, Naturheilkundler und zahlreiche betroffene Frauen von der fruchtbarkeitssteigernden Wirkung der Kräuter überzeugt – auch wenn die Wirkung in den meisten Fällen wissenschaftlicht nicht nachweisbar ist.

Halten Sie sich bei der Dosierung deshalb auch immer an die Herstellerangaben. Denn selbst, wenn es sich „nur“ um Naturkräuter handelt, können die Inhaltsstoffe bei falscher Anwendung doch unerwünschte Reaktionen in Ihrem Körper hervorrufen. Teemischungen, Dragees und andere Heilkräuterzubereitungen gibt es rezeptfrei in der Apotheke, teilweise auch in Reformhäusern, in Teeläden und in Drogeriemärkten.

Einige Heilkräuter wirken spezifisch nur in einer der beiden Zyklushälften, etwa weil sie hormonähnliche Substanzen enthalten, die den weiblichen Botenstoffen ähnlich sind. Daher ist es für die Anwendung sehr sinnvoll, einen Zykluskalender zu führen und den Eisprung beispielsweise mithilfe der Temperaturmessung oder einem Ovulationstest zu bestimmen.

Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)

Die getrockneten Früchte des Mönchspfeffers (botanisch: vitex agnus castus) können auf sanfte Weise den Hormonhaushalt des weiblichen Körpers verbessern, da ihre Wirkstoffe die Ausschüttung von Prolaktin minimiert (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8369008). Denn erhöhte Prolaktinwerte (Hyperprolaktinämie) bringen den Zyklus durcheinander und verhindern oftmals einen Eisprung. Gleichzeitig verbessert Mönchspfeffer erwiesenermaßen die Bildung des Gelbkörperhormons Progesteron. Daher raten viele Gynäkologen ihren Patientinnen, die an einer leichten Gelbkörperschwäche oder einer Hyperprolaktinämie leiden, Mönchspfeffer-Präparate einzunehmen. Denn die meisten Frauen, bei denen der Hormonhaushalt nur etwas durcheinandergeraten ist, können mit Vitex agnus-castus ihre Zyklen hervorragend regulieren und damit ihre Fruchtbarkeit merklich verbessern.

Eine Verbesserung stellt sich meistens nach etwa zwei bis drei Monaten regelmäßiger Einnahme ein. Der Arzneistoff ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, er sollte täglich zur etwa gleichen Zeit eingenommen werden. Sprechen Sie vor der Einnahme aber unbedingt mit Ihrem Frauenarzt. Denn wenn die Zyklusstörungen und die verminderte Fruchtbarkeit durch andere Faktoren ausgelöst werden als durch erhöhte Prolaktinwerte oder eine Gelbkörperinsuffizienz, so bringt das Heilmittel den Zyklus möglicherweise sogar noch mehr durcheinander. Setzen Sie das Medikament außerdem ab, sobald Sie merken, dass Sie schwanger sind.

Als Nebenwirkung bei der Anwendung von Mönchspfeffer-Präparaten treten manchmal juckender Hautausschlag oder ein Anschwellen der Brüste auf. Bei Endometriosen oder verschiedenen hormonabhängigen Krebserkrankungen sollte das Medikament auf keinen Fall eingenommen werden, ebenso während der Schwangerschaft und der Stillzeit.

Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)

Obwohl die positive Wirkung von Frauenmanteltee wissenschaftlich bisher nicht bestätigt wurde, schwören viele Frauen bei unerfülltem Kinderwunsch, bei Menstruationsbeschwerden und bei zahlreichen anderen Frauenleiden auf das großblättrige Rosengewächs. So soll es den Eisprung anregen, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut begünstigen und den Uterus kräftigen. Da Frauenmantel unter anderem Inhaltsstoffe enthält, die dem Progesteron ähnlich sind, kann es auch bei Gelbkörperschwäche eingesetzt werden.

Frauenmanteltee können Sie den ganzen Zyklus über trinken. Viele Naturheilkundler empfehlen aber in der ersten Zyklushälfte Himbeerblättertee und erst nach dem Eisprung (beispielsweise erkennbar durch Hochlage der Basaltemperatur) Frauenmantel. In speziellen Frauenteemischungen und in Zyklustees ist das getrocknete Kraut ebenfalls enthalten.

Übergießen Sie für eine Tasse etwa zwei Teelöffel getrocknetes Frauenmantelkraut oder frische zerstoßene Blätter mit kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee zehn bis zwölf Minuten ziehen, bevor sie die Blätter abseihen. Sie dürfen täglich bis zu drei Tassen des Frauenmanteltees, der aufgrund der Gerb- und Bitterstoffe, recht herb schmeckt, trinken.

Bei korrekter Anwendung sind keine Nebenwirkungen bekannt. Bei einer Überdosierung können die im Frauenmantel enthaltenen Gerbstoffe die Schleimhäute reizen und zu Erbrechen führen.

Himbeerblätter (Rubus idaeus)

Die Blätter der Himbeere enthalten Phytohormone, die denen des Östrogens recht ähnlich sind. Dies kann sich positiv auf die Eizellreifung und auf den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut auswirken. Die Blätter der Himbeere sollen darüber hinaus eine entspannende Wirkung auf die Gebärmutter haben. Daher geht die Naturheilkunde davon aus, dass hierdurch die Durchblutung der weiblichen Geschlechtsorgane gesteigert wird, was sich wiederum positiv auf die Fruchtbarkeit der Frau auswirken kann.

Übergießen Sie für eine Tasse einen Teelöffel Himbeerblätter im Teesieb mit kochendem Wasser. Lassen Sie den Tee fünf Minuten ziehen. Täglich sollten Sie etwa zwei oder drei Tassen Himbeerblättertee trinken.

Es empfiehlt sich, Himbeerblättertee zu Beginn des Zyklus bis zum Eisprung (beziehungsweise bis zur Hochlage Ihrer Basaltemperatur) zu trinken. Bei korrekter Anwendung sind keinerlei Nebenwirkungen bekannt. Allerdings sollte man den Himbeerblättertee in der frühen Schwangerschaft nicht trinken. In den letzten vier bis fünf Schwangerschaftswochen angewendet, kann der Himbeerblättertee aber möglicherweise dabei helfen, das Gewebe zu lockern und so die Geburt zu erleichtern.

Zyklustee

Zyklustee ist eine Mischung verschiedener Kräuter, die bei unerfülltem Kinderwunsch helfen sollen. Es handelt sich dabei meist um zwei verschiedene Mischungen, wobei die eine während der ersten und die andere während der zweiten Zyklushälfte getrunken wird. Es gibt fertige Teemischungen. Sie können den Zyklustee aber auch in der Apotheke anfertigen lassen. Übergießen Sie einen Esslöffel der jeweiligen Kräutermischung mit etwa 200 ml Wasser. Lassen Sie ihn vor dem Trinken etwa zehn Minuten ziehen, bevor Sie ihn abseihen.

Es gibt verschiedene Varianten der Zyklustees. Bewährt hat sich zum Beispiel folgendes Rezept, bei dem alle Heilkräuter zu gleichen Teilen enthalten sind:

Erste Zyklushälfte bis zum Eisprung

  • Beifuß (fördert den Eisprung und entschlackt)
  • Himbeerblätter (siehe oben)
  • Holunderblüten (unterstützt das follikelstimulierende Hormon)
  • Rosmarin (regt die Eierstöcke an; fördert den Eisprung)
  • Salbei (enthält Phytohormone mit östrogenähnlicher Wirkung)

Von dem Zyklustee sollten Sie während der Follikelphase dreimal täglich eine Tasse trinken. Der Tee wird auch als Tieflagentee bezeichnet, da Sie Ihn trinken sollten, solange Ihre Basaltemperatur niedrig ist.

Zweite Zyklushälfte

  • Brennnessel (fördert den Stoffwechsel und entgiftet den Körper)
  • Frauenmantel (siehe oben)
  • Scharfgarbe (Inhaltsstoffe haben progesteronähnliche Wirkung)

Von diesem Zyklustee sollten Sie in der Gelbkörperphase etwa drei Tassen täglich trinken. Beginnen Sie mit diesem Tee, wenn Sie eine Hochlage Ihrer Basaltemperatur bemerken.

Andere Teemischungen, die Frauen während ihrer Kinderwunschzeit unterstützen, können den gesamten Zyklus über genommen werden. Dies hat den Vorteil, dass Sie den Zeitpunkt Ihres Eisprungs nicht exakt kennen müssen. Sie enthalten beispielsweise Frauenmantel, Johanniskraut, Labkraut, Storchenschnabel, Schafgarbe und Steinklee.

Weitere Heilpflanzen

Es gibt viele weitere Heilpflanzen, die bei einem unerfüllten Kinderwunsch helfen und den Zyklus regulieren sollen. So wird das nordamerikanische Heilkraut Falsches Einkorn (Chamaelirium luteum) beispielsweise bei Endometriosen, bei Fehlfunktionen der Eierstöcke und bei Zysten eingesetzt, die die Fruchtbarkeit einschränken. Basilikum, Koriander und Melisse haben eine leicht östrogenähnliche Wirkung, während Wilder Yams in der Gelbkörperphase bei einer Progesteronschwäche helfen kann. Ingwer und Ginseng sollen die Fortpflanzungsorgane stärken, während Schneeallbaum und Gänsefingerkraut ebenfalls dafür verwendet werden, die weibliche Fruchtbarkeit zu steigern.

Vitamine und Omega-3 Fettsäuren

Die wissenschaftlich gesicherte Alternative zur Steigerung der Fruchtbarkeit der Frau: Vitamine, Mineralstoffe und Omega 3 Fettsäuren haben eine nachgewiesene Wirkung auf die Fruchtbarkeit und – sie verhelfen gleich von der ersten Woche der Schwangerschaft an zu einer gesunden, optimalen Entwicklung des Kindes. Denn gerade in dieser Zeit werden grundsätzliche Voraussetzungen geschaffen, die später auch durch gesunde Ernährung nicht mehr korrigiert werden können.

Omega-3 Fettsäuren, die die werdende Mutter vor und während der Schwangerschaft einnimmt und auch während der Stillzeit, wurden in mehreren Studien als die Intelligenz des Kindes fördernd nachgewiesen.

Ähnliches gilt für Folsäure (Vitamin B9): An Folsäure mangelt es über 50% der Frauen. Ist der Folsäurespiegel während der ersten Wochen der Schwangerschaft ausreichend hoch, verringert sich die Gefahr von Neuralrohrdefekten des Fötus um 75%. Eine regelmäßige, präventive Einnahme von Nahrungsergänzungen mit Folsäure ist also jeder Frau in gebährfähigem Alter allein aus diesem Grunde dringend zu raten.